Haller Plan

Etliche Jahre fuhr ich planmäßig, im „Haller-Plan“, mit schweren Güterzügen auf der überwiegend  eingleisigen Strecke zwischen Buchs/St. Gallen und Hall im Tirol. Standardlok war die 1020, ein imposanter, kraftstrotzender und robuster Koloss von 120 Tonnen Gewicht und den typischen Vorbauten. Bei einer Tour im „Haller-Plan“ war der Lokführer bis zu vierzehn Stunden – überwiegend in der Nacht – ganz allein auf sich gestellt im Führerstand.

Die Güterzüge waren bis zu sechzig Waggons lang. Auf der damals noch eingleisigen Strecke hatten die Güterzüge Nachrang. Bei Kreuzungen mit Zügen aus der Gegenrichtungen kam es wiederholt zu langen Aufenthalten in Bahnhöfen. Die Länge der Güterzüge bedingte es, dass der Zug bis haarscharf an das Ausfahrtsignal herangefahren werden musste. Weitab vom Bahnhofsgebäude, fast im freien Gelände, hatte der Lokführer auf die Weiterfahrt zu warten. So war der Dienst des Lokführers auch durch lange Wartezeiten geprägt, in der Dunkelheit der Nacht alleine auf sich gestellt, bevor es wieder zur nächsten Kreuzung weiter ging.

An meine Zeit als Lokführer erinnere ich mich auch heute noch sehr gerne. Technik hatte mich schon als Bub fasziniert. Die „Arlberglokomotive“ 1020 hat dem voll entsprochen. Ein technisches Muskelpaket, mit 120 Tonnen Gewicht, mit 15.000 Volt Starkstrom gespeist, ausgeklügelte Mechanik und Elektrik transformiert dies zu etwa 4.500 Pferdestärken. Mit der 1020, eventuell auch im Doppelgespann, konnten schwere Züge sicher über den Arlberg gefahren werden.