Reminiszenzen eines Eisenbahners
Als ich am 1. September 1955 die Lehre als Maschinenschlosser bei den ÖBB antrat, fand ich eine andere, für mich kaum bekannte Umgebung vor.
Die Ausbildung als Lokomotivführer habe ich in kürzest möglicher Zeit geschafft. 1962 war ich der jüngste Lokführer Österreichs.
⇐ Prüfungslok 1670
Von Bludenz aus habe ich die Strecken bis Hall in Tirol, Lindau am Bodensee und St. Margarethen und Buchs in der Schweiz, befahren.
Am häufigsten wohl schwere Güterzüge über den Arlberg.
Bei einer Tour im „Haller-Plan“ war der Lokführer bis zu vierzehn Stunden – überwiegend in der Nacht – ganz allein auf sich gestellt im Führerstand.
Standardlok war die 1020.
Der Turnusdienst als Lokführer hatte den Vorteil, relativ oft über freie Zeit verfügen zu können, wenn andere arbeiten mussten.
Ein beachtlicher Vorteil gegenüber jenen, die von Montag bis Freitag an der Werkbank stehen oder am Schreibtisch sitzen.
An einem Heiligen Abend hatte ich einen Güterzug mit sehr schlechten Bremsen vorsichtig die Arlbergstrecke Richtung Bludenz hinunter geführt.
In Hintergasse gab es ein Problem.
Ein Lokführers muss sich stets gewärtig sein, dass unvermutet ein Hindernis die Strecke blockiert.
Für Notbremsung, stehen nur Sekunden zur Verfügung..
Der Lokführer ist der „technische Chef“ eines Zuges sobald er sich auf seine Fahrt begibt.
Egal ob ein vermuteter Schaden bei der Lok oder bei einem Waggon weit hinten im Zug.
Obwohl mit Leib und Seele Lokführer, habe ich Ende der Sechziger die Ausbildung zum Maschinenmeister gemacht.
Dieser war der Organisator über Maschinen (daher die Bezeichnung) und Personal.
Weder Fax noch Computer, lediglich das Bahntelefon stand zur Verfügung..
Begrüßung in der Remise Bludenz an einem Morgen kurz nach nach der Nationalratswahl 1970: „Kaum hat der Kreisky die Wahl gewonnen, werden die Lokomotiven rot gefärbt.“
Weitere Erinnerungen: Lokomotiven Unglücksrabe 1020.42 Lawinenlok Kesselzug Zuckerzug