An einem Heiligen Abend hatte ich einen Güterzug mit sehr schlechten Bremsen vorsichtig die Arlbergstrecke Richtung Bludenz hinunter geführt. Bei einem Blick zurück, in einer der zahlreichen Kurven, bemerkte ich starken Funkenflug in der Mitte des Zuges. So hielt ich im Bahnhof Hintergasse den Zug an, obwohl ich freie Durchfahrt gehabt hätte.
Dem Fahrdienstleiter teilte ich mit, dass ich einen Waggon kontrollieren müsse, vermutlich sei bei einem Waggon die Bremse blockiert. Im Neuschnee stapfte ich in dunkler Nacht und Schneetreiben entlang dem Zug zurück, bis zu dem schadhaften französichen vierachsigen Waggon. Dieser hatte einen sogenannten „Aufschieferer“. Die glühenden Bremsklötze hatten sich an den Waggonrädern festgesetzt und somit blockiert.
Dieser Waggon musste auf ein Abstellgleis ausrangiert werden. Bei der Enge und Steilheit des kleinen Bahnhofs – eigentlich nur ein Kreuzungspunkt der eingleisigen Arlbergstrecke – eine umständliche Prozedur.
In der Fahrdienstleitung war ein bisschen weihnachtliche Idylle zu bemerken. Die junge Gattin des Fahrdienstleiters (sie bewohnten die Dienstwohnung im Obergeschoss des Bahnhofs) hatte ihrem diensthabenden Mann eine kleine Weihnachtsbescherung bereiten wollen. Eine Kerze, Kaffee und Kekse mitgebracht, um zwischen zwei durchfahrenden Zügen ihrem Mann „Frohe Weihnachten“ zu wünschen.
„Müsst Ihr diesen Waggon gerade am Heiligen Abend hier abstellen?“, fragte sie kleinlaut.
Ja, so können Eisenbahner-Weihnachten sein!