Es ist interessant zu beobachten wie sich die politischen Einstellungen von Leuten aus dem Arbeiterbereich in jener bewegten Zeit auch verändert haben: Vom Komunisten zum Nationalsozilisten und weiter zum Sozialisten:
Die Sozialdemokratische Arbeiter Partei (SDAP) hielt am 17. März 1932 im Gasthaus „Schiff“ in Rankweil eine Volksversammlung ab . Richard Neumann aus Wien hielt ein Referat über Kommunismus und Nationalsozialismus.
Zur Veranstaltung hatten sich sowohl einige Kommunisten, wie Nationalsozialisten eingefunden. Ein Nationalsozialist namens Alois Fritsch 1) sprach in der Diskussion als Vertreter der NSDAP, „und da kam die wahre Maske zum Vorschein“. In seinen Ansichten gab er zu erkennen, wie es um die Arbeiter in den Reihen der Nationalsozialisten stehen wird, wenn Hitler an die Macht käme. Unter anderem erklären sich die Nationalsozialisten mit den Kommunisten solidarisch, es ist ihnen der Kommunist lieber als der Sozialdemokrat, den die Kommunisten greifen eher zu den Waffen, um den Bürgerkrieg zu entfachen. In seinen weiteren Ausführungen (…) erklärte dieser blonde Jüngling Hitler suche ein Bündnis mit den natürlichen Feinden Frankreichs, welche Italien und England seien, zu schließen um ein Großdeutschland zu errichten, das Dritte Reich. (…)
In dieser Tonart ging es weiter, bis der hinter Fritsch sitzende NSDAP-Genosse Hartmann seinem Parteigenossen Fritsch auf die Schulter klopfte und ihm einige Male sagte, er solle aufhören, denn es sei zum Teil nicht wahr was er vortrage.2)
Am 8. August 1933 ging Alois Fritsch – und andere Rankweiler Nationalsozialisten – zur Österreichischen Legion nach Deutschland.3)
Nach seiner Rückkehr 1938 wurde Fritsch zum Gemeindesekretär im Rankweiler Rathaus bestellt. Zuständig für Einkauf, Fürsorgewesen, Einwohnerverzeichnis, Militär- und Arbeitsdiensterfassung, Bescheinigungen, Ehestandsdarlehen, Kinderbeihilfen, Passangelegenheiten.4)
Öffentlich aufgetreten ist Fritsch sehr oft auf Versammlungen und Großkundgebungen der NSDAP in Rankweil und den umliegenden Gemeinden als Parteiredner, Kreisredner oder Schulungsleiter.
Nach dem Krieg war Fritsch wieder als Ziegeleiarbeiter in der Ziegelei Schädler 5) in Altenstadt beschäftigt. Politisch betätigte er sich bald in der SPÖ, in den 60iger Jahren brachte es sogar bis zum Bezirkssekretär von Bregenz.
1) Alois Fritsch, am 10. 5. 1908 in Rankweil geboren, wohnhaft in der Langgasse, Ziegeleiarbeiter, NSDAP-Mitglied, SA-Mann, 1923 und 1930 Strafen vom Bezirksgericht Feldkirch, ist am 8. August 1933, so wie auch andere Rankweiler, zur Österreichischen Legion nach Deutschland, Gemeindesekretär
2) Vorarlberger Wacht, 2. 4. 1932
3) Gendarmeriebericht, 11. 8. 1933
4) Oberland, 31. 12. 1938
5) 1955 bei einem Ferialjob zum ersten mal begegnet [GD]