Bürgermeister Hans Jenny

Als Gemeindewahlleiter für die Volksabstimmung am 10. April 1938 wurde der Eisenbahnbeamte Hans Jenny  berufen, der zu diesem Zweck von der Bahndirektion »dienstfrei« gestellt wurde. Da ihm und seinen Helfern diese Art von administrativer Tätigkeit fremd war, »hatten sie alle Hände voll zu tun«.
Um zumindest in der Gemeinde keinen Verdacht auf irgendeine Wahlmanipulation aufkommen zu lassen, lud er Seraphin Reich von der früheren christlich-sozialen Partei und Franz Kielwein von der sozialdemokratischen Seite ein, als Beisitzer den korrekten Verlauf der Wahl zu überwachen.
Das Ortsergebnis der Zustimmung für den Anschluss betrug in Rankweil 99 Prozent. Es gab nur 36 (mutige) Gegenstimmen.

Bürgermeister Dr. Franz Schöch legte sein Amt nach wenigen Wochen zurück. Als Bewerber trat nun der Gießereibesitzer Ernst Franke auf und bot Jenny die Stelle des Gemeindesekretärs an, wenn dieser seine Ambitionen unterstütze. Bürgermeister Schöch und sein Berater Dietrich zeigten sich jedoch überzeugt, dass der Wahlleiter Hans Jenny der geeignete Kandidat für das Amt des Gemeindeoberhauptes sei.

Jenny wurde zu einem sehr intensiven Gespräch in die Wohnung von Bürgermeister Schöch geladen. Seine anfängliche Weigerung, die ihm zugedachte Aufgabe zu übernehmen, konnten die beiden erst mit dem Hinweis überwinden, dass widrigenfalls die Stelle im Altreich zur Bewerbung ausgeschrieben würde. So kam es zur Amtsübernahme von Hans Jenny am 2. Mai 1938.

In einer wesentlich später erstellten Bürgermeister-Chronik werden folgende Punkte als Verdienst von Bürgermeister Hans Jenny (1938 – 1945) angeführt: 

  • Kauf des ehemaligen Arzthauses als Gemeindeamt, Ringstraße 2
  • Bereitstellung Grund für Südtiroler Siedlung
  • Bereitstellung Grund für Arbeitsdienstlager Brederis und Holzplatz
  • kriegsbedingte Beschränkungen und Weisungen
  • ließ Gemeindeblatt nicht zu politischer Propaganda zu, wurde deshalb nach Innsbruck »zitiert«, das Gemeindeblatt wurde daraufhin kurzerhand vom Reichspresseamt eingestellt

Es scheint so gewesen zu sein, dass Hans Jenny sich auf die Aufgaben eines Bürgermeisters konzentriert hat. Die nationalsozialistischen Aktivitäten überließ er den jeweiligen Ortsgruppenleitern Schöch, Kitzberger, Franke, Wagner oder dem Organisations- oder Propagandaleitern, wie Ernst Franke oder Ludescher Hans.

Im Rathaus selbst hat wohl der ihm als Gemeindesekretär beigefügte „Illegale“ Alois  Fritsch für Recht und Ordnung im Sinne der NSDAP gesorgt.  


[1] geboren 12.01.1896, 1930 NSDAP-Beitritt

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